Liebe Traktorfreunde, liebe Oldtimerfreunde,
in den nachfolgenden Zeilen möchte ich euch über einen Vorfall informieren, den ich selbst im September auf der Anreise zur Traktor-WM an den Großglockner erlebt habe.
Ich hatte einen Startplatz für die diesjährige WM und habe mich natürlich schon Wochen und Monate zuvor auf dieses Ereignis gefreut. Mangels Anhänger und passendem Zugfahrzeug musste ich meinen Eicher EKL 15/II auf Achse an den rund 100 km entfernten Großglockner fahren. Ich habe den Eicher erst im Juni gekauft und im August neu zugelassen. Der TÜV wurde „ohne Mängel“ am 04.08.2011 erteilt. Sogar an Warnweste, Verbandskasten und Warndreieck wurde im Vorfeld gedacht, um bei der Fahrt wirklich ständig auf der sicheren Seite zu sein.
Die ersten Kilometer verliefen Problemlos, bis die österreichische Polizei kurz vor Saalfelden in Österreich in das Geschehen eingegriffen hat. Im Rahmen einer Verkehrskontrolle wurde ich mit meinem Eicher herausgewunken. Dann passierte das für unmöglich gehaltene. Es standen einem ausschließlich total unfreundliche Beamte gegenüber. Noch bevor sie mich informierten, dass eine Verkehrskontrolle mit technischer Überprüfung ansteht, hat einer der Polizisten lauthals über den Parkplatz verkündet, dass Oldtimer allesamt auf den Schrott und nicht auf die Straße gehören. Alleine diese Aussage ist eine bodenlose Frechheit und lässt den weiteren Verlauf der „Kontrolle“ schon erahnen.
Ein Gutachter fuhr mit dem Eicher, um die Bremsen auf Funktion überprüfen zu können. Schon als er losgefahren ist, hat ein anderer Polizist mit einem leicht aggressiven Unterton eine weitere Aussage von sich gegeben, die ein Beamter im Dienst sich vielleicht denken kann, aber auf keinen Fall sagen darf. Er schnautzte mich regelrecht an, mit was ich denn da fahre, ob ich da Altöl in den Tank gekippt habe, weil der Traktor unter Last geraucht hat. Ich denke, das können mir absolut alle Oldtimerfahrer oder Fahrer von Dieselfahrzeugen sagen, dass es normal ist, wenn ein Dieselmotor unter Last raucht. Außerdem ist das Fahrzeug inzwischen 56 Jahre alt. Kann man von einem 56 Jahre alten Einzylinder etwa den gleichen Abgaswert erwarten wie von einem neuen Traktor mit modernsten Technologien? Ich glaube nicht!
Doch damit war die Sache noch nicht beendet. Es wurde auch bemängelt, dass der Traktor laut ist. Wie kann es wohl sein, dass ein Traktor mit dem Baujahr 1955 lauter ist, als ein neuer Diesel PKW? Aber noch immer nicht genug... Als der Gutachter den Traktor dann wieder stehen ließ, tropften ein paar Tropfen Öl vom Ölmessstab auf den Boden, woraufhin der Spaß endgültig ein Ende hatte. Die Polizisten ließen die beiden Kennzeichen abmontieren und zogen diese samt dem Fahrzeugschein ein. Dafür wurde mir ein Zettel in die Hand gedrückt, dass mein Eicher nicht verkehrssicher ist, da er „stark raucht“, „übermäßigen Lärm erzeugt“, „übelen Geruch verbreitet“, „die Umwelt schädigt“ und ein „paar Tropfen Öl verliert“. Da wegen diesen Punkten „Gefahr in Verzug“ ist, durfte ich die Maschine keinen Meter mehr bewegen.
Glücklicherweise hatte ich einen Freund in der Nähe, der mir den Traktor nach Hause transportieren konnte.
Aber wo sind wir denn bitteschön? Kann es sein, dass ein paar österreichische Polizisten einem Oldtimer die Kennzeichen abnehmen, weil er zu laut ist und stinkt? Ich finde das ist reine Willkür der Beamten. Wie kann man außerdem den Lärm, den Rauch und den Ölverlust messen? Ab welchen Werten darf nicht mehr weiter gefahren werden? Es waren keine Messgeräte im Einsatz, nur die Ohren und Nasen der Polizisten. Ich habe meine Kennzeichen bis heute noch nicht wieder und es erwartet mich noch eine Anzeige sowie ein Bußgeld.
Ich möchte den anderen Schlepperfahrern dies gerne ersparen, fahrt bitte deshalb nur mit absolut super restaurierten Traktoren nach Österreich! Es geht den Beamten wohl nur um die Optik und nicht um die Technik. Denn ob ein Blinker oder ein Licht funktioniert, war ihnen völlig egal. Das haben sie nicht einmal überprüft bei ihrer „Kontrolle“.
Ich werde noch Kopien von meinem TÜV Bericht und dem "Gutachten" der Österreicher ein Bild nachfolgen lassen.
Viele Grüße
Sebastian