Die Geschichte des Sachsen-Diesels der Firma Wagner
Ab1935 setzte in Deutschland ein spürbarer Abeitskräftemangel auf dem Lande ein, der durch den steigenden Bedarf, an Arbeitskräften der aufstrebenden Industrie, hervorgerufen wurde.
Wurden Schlepper bisher fast nur in Großbetrieben eingesetzt, so kamen nun auch die bäuerlichen Betriebe hinzu. Das rief natürlich neue Hersteller und Firmen auf den Plan, die eigene Schlepper auf den Markt brachten. Diese produzierten oftmals nur ein par Einzelstücke, die den regionalen Absatz fanden. Heute kennt man kaum noch ihre Namen und ihre Konstruktionen, wie zum Beispiel den Wagner-Sachsen-Diesel aus Kirschau in Sachsen.
Die Wiege des sächsischen Betriebes lag im rund 20 km entfernten Wilthen. Hier gründete Carl August Wagner eine Dorfschmiede und Reparaturwerkstatt.
Diese wurde dann schon bald zu klein und 1890 erfolgte schließlich die Umsiedlung nach Kirschau.
Es wurden Steinspaltmaschinen, einfache Kräne und Winden gebaut. Mit Göpeln, Pflügen, Eggen, Rübenschneidemaschinen, Strohpressen und auch Dreschmaschinen kamen Produkte für die Landwirtschaft hinzu. Besonders die Kniehebelstrohpressen waren weit über die Lausitz hinaus bekannt. Die rege Nachfrage führte dazu, dass der Betrieb ständig erweitert werden musste, und das Personal bereits 1918 auf 234 Angestellte und Arbeiter gesteigert wurde.
Dann kam die Zahnradfertigung und die Produktion von einfachen Getrieben in den Jahren 1922 bzw. 1925 mit hinzu.
Um 1938 der damalige Zeitpunkt lässt sich leider nicht mehr genau nachvollziehen, wurde die Produktion von Ackerschleppern aufgenommen.
Beim Motor entschied man sich für den 2 Zylinder-Deutz-Vorkammer-Diesel Typ F2M 414, welcher mit 100 mm Zylinderbohrung und 140 mm Hub bei 1500 U/min 22 PS leistet. Das Getriebe stammt aus Berlin von Prometheus dieses verfügt über 4 Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang und es konnte mit Mähantrieb, Zapfwelle und Riemenscheibe geliefert werden. Es wurden auch gleich noch Fuß und Handbremse, Kupplungspedal und die komplette Lenkung bei Prometheus eingekauft.
Motor und Getriebe wurden miteinander verschraubt und bildeten so die tragende Einheit des Schleppers. Die Kraftübertragung erfolgte wie üblich über eine Einscheiben-Trockenkupplung. Der am Motor angeschraubte Vorderachsblock nahm die pendelnd aufgehängte, ungefederte Vorderachse, der Bergischen Achsenfabrik, auf und diente gleichzeitig als Sockel für den Kühler. Die zweiteilige Motorverkleidung war in der Mitte klappbar und schloß sich harmonisch an die Kühlerverkleidung an. Die halbrunden Kotflügel reichten über die gesamte Reifenbreite 9,00-24. Vor dem Kühler war der Schriftzug „Wagner“ und darunter der Schriftzug „Diesel“ angebracht. Außerdem war das Wagner´sche Firmenlogo, eine Profilwelle mit den Initialen des Firmengründers, am Kühler angebracht.
Doch bereits 1939 zum Jahresende musste die Schlepperfertigung in Kirschau, wie auch bei den anderen Firmen eingestellt werden.
Zunächst wurden bei Wagner weiterhin Landmaschinen gebaut, doch schon bald musste der Betrieb auf Heeresrüstung umgestellt werden, so dass die Landmaschinenproduktion um 1942 gänzlich zum Erliegen kam.
Wie überall im Osten wurden nach dem Krieg alle Maschinen von der russischen Besatzung demontiert und abtransportiert.
Erst langsam konnte die Fertigung von Landmaschinen wieder aufgenommen werden. 1951 wurde der Betrieb in das Kombinat Fortschritt Landmaschinen eingebracht. Zu DDR Zeiten entstanden in Kirschau wieder Landmaschinen, Getriebe und Zubehörteile. Nach der Wende ging 1993 ein Teil des Getriebewerkes Kirschau, zur Walterscheid Getriebe GmbH über, die heute noch Getriebe und Getriebeteile herstellt.
Gruß Mirko
PS: Bilder folgen