- Offizieller Beitrag
Moin zusammen!
Herbstzeit... Schrauberzeit!
Der olle Hanomag ist fertig, unser kleiner Sohnemann entwickelt sich prächtig und das nächste Schrauberobjekt steht in der heimischen Werkstatt schon parat.
Zudem habe ich jetzt zwei Wochen Urlaub... es kann also wieder losgehen!
Wie ich es in der Überschrift schon erwähnte, ist das neue Objekt ein
Oliver Super 88 Diesel
So, nun ist es raus, und wohl die allerwenigsten können mit dieser Bezeichnung etwas anfangen. Gut, dann hole ich etwas aus.
Den Namen "Oliver" gibt es schon sehr lange in der amerkanischen Landwirtschaft. Die Ursprünge sind ganz ähnlich wie bei John Deere, der im Jahre 1837 seinen ersten Pflug baute. James Oliver, der Mitinhaber eines stahlverarbeitenden Betriebes war, präsentierte seinen ersten Pflug zwanzig Jahre Später, 1857.
Bis der erstemals der Name "Oliver" auf einem Schlepper erschien, dauerte es noch sehr lange. Der Hersteller der Oliver -Schlepper, die Oliver Farm Machinery Companymit Sitz in Charles City, Iowa, entstand erst im Jahre 1929 aus dem Zusammenschluß folgender vier Firmen:
- American Seeding Company
- Oliver Chilled Plow Works
- Hart-Parr Gasoline Engine Company
- Nichols and Shepard Company
"Hart-Parr" und "Nichols & Shepard" dürfte der eine oder andere von euch schonmal gehört haben. Bis ca. 1976 baute man nun unter dem Markennamen Oliver Schlepper, bis die Oliver Corporation von White übernommen wurde. Auch dieser Konzern existiert nicht mehr... er ist, wie viele andere auch, bei AGCO gelandet.
Soviel zur Firmengeschichte. Wer will, kann hier mehr lesen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Oliver_Farm_Equipment_Company
Interessant für mich (und diesen Thread) sind die Olivers ab ca. Ende der 1940 Jahre.
In dieser Zeit stellte Oliver die sogenannten "Fleetline"-Modelle vor. Hier einige Beispiele:
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Es folgte in den 1950er Jahren die "Super"-Serie, zu der auch mein Oliver gehört:
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Die Baureihe entsprach technisch weitgehend den "Fleetlines", hatten jedoch ein paar PS mehr, zudem fiel die vollständige Motorseitenverkleidung fort.
Im Jahre 1958 wurde die "Super"-Serie von der "Hundred"-Baureihe abgelöst. Aus den Typen Super 55, Super 66 usw. wurden nun 550, 660, 770, 880:
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Auch hier mit nur kleineren technischen vedrbessrungen und einem anderen Kühlergrilldesign.
So, genug der Typenkunde, jetzt geht's ans eingemachte.
Meinen Oliver sah ich im Winter des vergangenen Jahres bei meinem Ami-Schlepper-Dealer des geringsten Misstrauens zufällig stehe, als ich wiedermal einen Schwung Deere-Teile abholte, die frisch aus den Staaten eingetroffen waren. Es geschah genau das, was schon zwei Mal zuvor in einem Fiasko endete: Da fährt man nach Holland, um ein paar läppische Teile abzuholen, und kommt dann mitsamt eines neuen alten Schleppers nach Hause. Es ist zu mäusemelken!
Das isser... so war er damals im Netz inseriert, ging aber zwischen den John Deere-Bollermännern und Vorkriegs-Deerings ziemlich unter:
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Dieser Super 88, Baujahr 1956, ist ein Row Crop mit der optionalen "Adjustable Front Axle", wahlweise gab es ihn mit den typischen, dreiradartigen eng zusammenstehen Vorderrädern. Weiter war der Super 88 mit Benzinmotor, Flüssiggas- oder aber, so wie hier, mit einem Dieselmotor erhältlich. Grundsätzlich jedoch: Immer Sechszylinder!
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Der Oliver stand ziemlich zugestellt, fast vergessen, in der letzten Ecke der Halle. Dennoch kam man meiner Bitte einer Probefahrt gerne nach. Bis Diesel aufgefüllt und eine Batterie eingebaut war, begutachtete ich den großen Schlepper im Detail... und war recht erstaunt, in welch tollem, unverbastelten Originalzustand er sich befand.
Der Oliver sprang eher beschwerlich an, räucherte fürchterlich und knallte auf mindesten zwei der sechs Töpfe.
Ernüchterung machte sich breit. Allerdings besserte sich das Laufverhalten nach und nach, und nach einer Viertelstunde lief der Waukesha-Sechsender seidenweich. Einfach toll!
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Das Lenkspiel betrug gut und gerne eine halbe Umdrehung. Dafür waren alle originalen, gelb hinterlegten Oliver-Anzeigeinstrumente vorhanden. Sehr schön!
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Rost? Nirgendwo! Ansonsten: sehr schlank gebaut, ziemlich hochbeinig, ellenlage Motorhaube. Eben so, wie's sein soll!
Die Probefahrt war vielversprechend. Zwar waren die Bremsen ohne jegliche Funktion, der Rest machte aber einen durchaus brauchbaren Eindruck.
Die Preisverhandlung verlief schneller und besser, als ich erwartet hatte. Zumal ich mir bewußt war, daß ich bein einem Kauf aus Platzgründen einen anderen Schlepper abgeben musste. Da wohl wieder erwarten bisher niemand auf den Oliver angesprungen war, packte der Händler die Gelegenheit beim Schop und machte mri einen Zuzahlpreis, bei dem ich nicht nein sagen konnte.
Naja, zwei Wochen später stand er dann bei mir auf dem Hof.
Es gibt wieder viel zu tun... packen wir's an!
Gruß, Hendrik
(der jetzt wieder seinen Vaterpflichten nachkommen muß... Fläschchen geben und wickeln! )