Restauration Eicher EM 200 b

  • Ein herzliches Hallo an alle Treckerfreunde,
    nach einiger Zeit der Bestandsaufnahme möchte ich nun langsam mit der Restauration meines Schleppers beginnen. Heute möchte ich Euch zunächst die bisher angefallenen Mängel auflisten, die mehr oder weniger dringend behoben werden sollen. Ich setze mir keinen festen Terminplan, da hier und da sicher was dazwischenkommen wird und mit Sicherheit weitere Arbeiten auftreten werden.
    Besagter Schlepper ist Baujahr 1960 und hat laut Betriebsstundenzähler über 13.000 Stunden runter (die genaue Zahl habe ich momentan aber nicht im Kopf, wird aber zeitnah abgelesen :wink: ). Soweit meine Informationen reichen, hat der Motor bis heute keine Überholung (Übermaßkolben, Zylinderbuchse geschliffen/gehohnt, etc.) erhalten. Möglicherweise wurden schon mal die Kolbenringe gewechselt, zumindest kann man bei den Arbeitsstunden und der guten Kompression davon ausgehen. Der Motor springt nach Kraftstoffvorpumpen sofort zuverlässig an, raucht nicht ungewöhnlich stark beim Gasgeben und auch sonst ist der Motor, Regler usw. in sehr guter technischer Verfassung, zumindest nach meiner Einschätzung.
    Was ist nun zu erledigen? Es handelt sich größtenteils um kleinere Arbeiten, jedoch sind auch einige zeitaufwendigere Arbeiten dabei. Wie also bei jeder Restauration. Hier nun die Problem"chen":
    -die Gummikappe der Starfüllungs-Einrichtung an der Einspritzpumpe fehlt
    -der momentane Auspuff wird entfernt und durch einen Originalen ersetzt (liegt bereits in der Werkstatt, einige Arbeiten sind auch an diesem noch zu erledigen); Abgaskrümmer bläst seitlich raus
    -ein originaler Sitz wird montiert (ist beordert)
    -die Elektrik soll komplett überholt werden
    -die Batterie soll vom linken Trittblech nach vorne vor den Motor verlegt werden
    -neuer Blinkerschalter (der jetzige ist unschön überlackiert, eventuell wird er gereinigt und wiederverwendet)
    -neue Leuchten an den Kotflügeln (vorne + hinten)
    -das alte Fritzmeier-Verdeck wird entfernt, eventuell Erneuerung. Bin persönlich eher der Cabrio-Fahrer :wink:
    -der Absperrhahn am Tank ist undicht
    -das Steuergerät der Hydraulik schließt nicht mehr richtig, neues Ventil oder Dichtungsringe müssen eingebaut werden
    -Rücklauf der Hydraulik suppt leicht
    -kompletter Wechsel aller Öle, Reinigung der Filter
    und last but not least: neuer Lack (dazu gleich mehr).

    So sieht der aktuelle Stand der Dinge aus:

  • Nun zum Thema Lack. Ich bin ernsthaft dabei zu überlegen, ob ich den Schlepper komplett neu lackiere. Jetzt kann man natürlich die ewige Diskussion "Aber die schöne Patina..." herbeirufen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass man die Patina, die Zeichen für ein hartes Arbeitsleben eines Schleppers, durchaus erhalten sollte. Auf Treffen habe ich schon einige Schlepper mit einer herrlichen Patina gesehen, welche das Gesamtbild des Schleppers deutlich aufwerteten. Und da ist der springende Punkt: herrliche Patina. Meiner Meinung nach, ist an meinem Eicher nicht zwingen erhaltenswerte Patina anzutreffen.

    Moos auf den Blattfedern und eine dicke ÖL-Dreck-Kruste. Zunächst aber sauber machen und gucken, wie es darunter aussieht.


    Nicht grade ansehnliche Roststellen auf Motorhaube und Tankabdeckung. Der Fritzmeier hat Spuren hinterlassen :)
    Die Kotflügel scheinen schon einmal lackiert worden zu sein, jedoch eher schlecht als recht. Man erkennt noch die Altlackreste unter der obersten Schicht.

    Der "Innenraum", also der Bereich des Fahrersitzes sieht eigentlich noch sehr gut aus. Problem: Sieht es noch gut aus, wenn alles drumherum neu lackiert wird? Es sähe irgendwie unvollständig gearbeitet aus, oder?
    Was sagt ihr zum Thema Lackierung in meinem Falle? Würde sehr gerne Meinungen und gute Anregungen in die Restauration mit einlaufen lassen.

    Wie erwähnt sollen auch die Lichter an den Kotflügeln erneuert werden. Das scheinen zumindest hinten einfache 08/15-Leuchten aus dem Landmaschinenhandel zu sein. Vorne sind zwar zeitgemäße Blinker dran, aber es scheinen nicht die originalen zu sein. Mit schweben diese länglichen Lampen mit Positions- und Blinklicht vor.


    Das Leck an der Heckhydraulik kann womöglich durch Tauschen eines einfachen Kupferrings oder durch Nachziehen der Schraube verschlossen werden.

    Soweit die grobe Vorstellung einiger Baustellen. Da wie bereits erwähnt kein konkreter Terminplan für die Restauration besteht, wird der Beitrag wohl relativ unregelmäßig ergänzt.

    Ich wünsche einen guten Start in die neue Woche.

    Viele Grüße
    Christian

  • Hey, schön, dass du hier auch was mitrein schreibst! Sieht soweit nicht übel aus der kleine. Zum Thema Lack kann ich nur sagen, jedem das seine. So wie die Blechteile aussehen wurden die eh schonmal übergepinselt.

    Mfg Tobi

    PS: Falls du die Frontschürze vom Verdeck veräußerst, kannst dich bei mir melden, ich such noch eine samt Rohren, da meine nichtmehr vorhanden ist nach gut 50 Jahren.

    „Der Bauer träumt – wenn doch oh Herr, mein Fendt ein guter Eicher wär!“

  • Hallo,
    heute nun ein kleines Update. Der bestellte Sitz ist heute angekommen und ich möchte Euch diesen und den Auspuff nicht vorenthalten. Beides ist zwar gebraucht aber durchaus mit kleineren Arbeiten noch sehr gut zu gebrauchen. Für relativ kleines Geld erstanden :wink:

    Der Auspuff war ursprünglich länger. Das Ende ging hinten unter Achsen her und war dort befestigt. Da der Auspuff jedoch sonst nicht hätte versendet werden könne, wurde ein Stück halt abgekappt. Ich will den Auspuff eh seitlich unten rauspusten lassen, von daher passt das sogar sehr gut.

    Der Sitz weist zwei kleine Brüche auf. Nichts wildes, zudem wird der Sitz ja nochmal durch ein Blech stabilisiert. Lasse ich zur Sicherheit aber trotzdem schweißen und wieder glattschleifen. Ich bin ja auch noch ab überlegen, ob ich den Sitz vor dem Lackieren nicht noch spachtele und die Sitzfläche schön grade ziehe. Der Rost aus früheren Tagen hat wohl kleine Spuren hinterlassen. Hält die Spachtelmasse/Füller oder wie sich das nennt überhaupt die Beanspruchung aus, wenn man da die ganze Zeit mit seinem Sitzfleisch drauf rumschubbert?

    Und noch die kleine Macke im Auspuff. Ist aber auch ohne Probleme zu schweißen. Die sonstige Substanz des Auspuffs ist sehr gut, ich brauche also keine neuen Rohre biegen und schweißen. Das ist übrigens kein Rostfraßloch, sondern da scheint mal ein spitzer Gegenstand drauf gefallen zu sein. Kleine Sache, kein Problem.

    Was mir doch glatt entfallen ist zu berichten, was auch noch getan werden sollte. Die Handbremse muss mal nachgeschliffen werden. Der Hebel, welcher in die Zähne am Handbremssegment reingreift, scheint verschlissen zu sein (oder die Zähne). Jedenfalls rutscht der Hebel ab und an wieder runter.

    Neue Erkenntnisse auch im Bereich Heckhydraulik. Wie in einem anderem Beitrag quereingestiegen beschrieben sackt bei mir die Hydraulik dauernd ab, was wohl auf ein verschlissenes Ventil oder Dichtring im Steuergerät zurückzuführen sei. Wie ich heute aber den Hydraulikölstand kontrolliert habe, fiel auf, dass kaum noch Öl drin war. Jedenfalls war auf dem Peilstab nach dem Messen kein Öl zu sehen. Bevor ich also am Steuergerät rumdokter, werde ich zunächst den Rücklaufanschluss abdichten (neuer Cu-Ring) und dann mal neues Öl draufkippen (nach Ablassen des Alten natürlich). Wenn ich Glück habe, lag´s nur daran.
    Man darf gespannt sein.

    Einen schönen Abend noch und viele Grüße
    Christian

  • Zitat von Eicher-Diesel-13


    Falls du die Frontschürze vom Verdeck veräußerst, kannst dich bei mir melden, ich such noch eine samt Rohren, da meine nichtmehr vorhanden ist nach gut 50 Jahren.


    Schade, da war jemand schneller.

    Ist was an dem alten Sitz kaputt oder wieso tauscht du ihn und was für einen neuen nimmst du?

    Gruß Alexander

    Agria 1700 Berning DK6
    Agria 1700 Hatz E 75
    Eicher EM 235

    Eine Blondine neulich beim Autohändler.
    "Bitte?"
    "Ich brauche einen neuen Ölpeilstab, meiner reicht nicht mehr bis zum Öl.

  • Guten Abend Kugellager,
    ja, das Verdeck wurde schon in Beschlag genommen. :wink: Sind die Fritzmeier-Verdecke so selten oder so beliebt, dass sich die Leute so darum reißen?
    Der alte Sitz hatte seine besten Zeiten schon hinter sich. Das Polster für das Gesäß war nicht mehr vorhanden, daher wurde vom Vorbesitzer einfach ein normales Sitzkissen draufgelegt. Zudem war die Sitzposition irgendwie komisch, man saß relativ hoch und weit hinten. Da der Traktor restauriert wird und originaler gemacht werden soll, kommt der Sitz halt runter. Die Marke ist mir nicht bekannt, es ist aber definitiv keiner von Eicher. Scheint mehr ein Standard-Schleppersitz aus der Zeit zu sein. Der neue Sitz ist nun ein original Eicher Parallelogramm-Sitz. Die gute alte Blechschüssel mit Gummipfropfen drunter (siehe Bild oben) :D
    Ich hoffe, dass ich weiterhelfen konnte.

    Ein schönes Wochenende und viele Grüße
    Christian

  • Guten Abend,
    heute mal wieder ein kleiner Zwischenbericht der Restauration. Ich war am Samstag bei einem guten Bekannten, im Gepäck Auspuff und Sitzschale. Er hat mir die Sachen geschweißt und ich habe ihm geholfen, seine Werkstatt aufzuräumen. Das ist ein sehr guter Deal, denn er hat wirklich gute Arbeit gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten will :thumbs:


    Zunächst der Krümmer. Da dieser wohl aus gepresstem Blech bestand, hatte sich im Laufe der Zeit eine (besser gesagt zwei: an der zum Motor hingewandten Seite war auch eine) der Nähte etwas gelöst. Folglich konnte aus der Stelle ein Teil der Abgase entweichen. Beim Schweißen musste mein Bekannter ziemlich aufpassen, da er sonst das doch recht dünne Bleck durchlöchert hätte :wink:


    Das Loch im Rohr wurde ebenfalls meisterhaft geflickt. Kleines Edelstahlblech angepasst, angepunktet und dann Stück für Stück gedengelt, sodass es sich dem Rohr angeschmiegt hat. Hinterher die Knubbel abgeschliffen und fertig ist die Laube :D
    Sowohl Krümmer als auch Rohr und Schalldämpfer werden im Laufe dieser und nächster Woche geschliffen und mit Auspufffarbe lackiert. Soll ja wieder richtig schön werden.

    Und eine "Spezialanfertigung" wurde auch noch fertiggestellt:

    Tadaaaaa...eine astreine Anlasserkurbel. Nach Messschieber und Zollstock zusammengebaut. Der Mitnehmerstift geht sauber in die dafür vorgesehene Aussparung an der Mutter beim Motor, es wackelt nichts und sie dreht leicht raus, wenn der Motor dreht (zunächst Trockenübung: mit Dekompression, um überhaupt zu gucken, ob alles passt). Als i-Tüpfelchen: an dem Handsegment ist ein freilaufendes Rohr angebracht, sodass die Kurbel nicht in der Handfläche dreht, sondern im Rohr. Wenn der Auspuff fertig und montiert ist, wird die Kurbel feierlich eingeweiht :)
    Mal so in die Runde gefragt: habt ihr Tipps zum ankurbeln? Folgende Dinge sind mir bekannt und werden selbstverständlich umgesetzt: 1) Schwung holen bei Dekompression, wenn ordentlich Schwung drauf ist, Hebel auf Kompression umlegen und noch etwas weiterdrehen. 2) und ganz wichtig: alle Finger auf eine Seite! Also nicht Faustgriff, sondern Daumen auf die Zeigefingerseite (wenn der Motor zurückschlägt, damit da keine Brüche auftreten).

    Es dankt für Eure Aufmerksamkeit mit vielen Grüßen
    Christian

  • Zitat von EicherChristian

    ...Mal so in die Runde gefragt: habt ihr Tipps zum ankurbeln?...


    Hallo Christian,

    ich kenne das Ankurbeln von einem Hatz Einzylinder. Es heißt "anreißen", also musst du unbedingt den Kompressionswiederstand in der "Aufwärtsbewegung" überwinden, sonst kann das zurückschlagen des Motors schmerzhaft werden. Also erst unter Kompression langsam durchdrehen und die Kurbel so aufsetzen, dass du den Kompressionstakt richtig liegen hast bzw. prüfen, ob du die Kurbel um 180° verdreht in die Mitnehmerklaue einsetzen musst.

    Ob das bei deinem Motor auch so ist, weiß ich nicht, könnte ich mir aber vorstellen.

    Gruß Stefan

    Gruß, Stefan

    "Kind vom Bauernhof braucht nen Trecker"

    Bungartz & Peschke T8VW

    Bungartz & Peschke T8DA/S
    Bungartz T6
    Bungartz F6

  • Lass das Ankurbeln vom Zweizylinder-EDK bloß die Dekompression weg. Das kann mit gebrochenen Knochen enden, da du beim Zuschalten den "falschen" Zylinder ankurbeln musst.
    Die bessere Variante ist ohne Dekompression zu kurbeln, also gegen den Druckpunkt drehen, locker lassen, den Motor durch den eigenen Schwung eine Umdrehung zurücklaufen lassen und dann durchziehen.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
    Eicher 3085 mit FH Synchron
    Eicher 3???

    Machen wir uns nichts vor: Saugmotoren haben leider keine Turbolader...

  • Guten Abend,
    besten Dank für die Tipps. Wieder was dazugelernt. Ich war jetzt davon ausgegangen, dass man durch das Schwungholen auf Dekompression den Motor soweit auf Schwung bringt, dass er nicht mehr zurückschlagen kann, einfach weil die (Schwung-)Masse dem entgegenwirkt. Aber nach 3085er´s Erläuterung leuchtet mir das Ganze doch ein: sollte ich beim Umlegen des Hebels auf Kompression grade den zündenden Zylinder erwischen, kracht mir die Kurbel volles Pfunde auf die Hände. Den Aspekt hatte ich (aus oben genannter Vermutung) nicht bedacht. Ist ja auch nicht mal eben eine kleine Zündung im Motor.
    Also jetzt nochmal meine Kurze Zusammenfassung, ob ich es wirklich verstanden habe. 1) Kurbel rein und langsam bis zur Kompression (=Druckpunkt) drehen. 2) Motor und Kurbel von selbst eine Umdrehung zurückdrehen lassen. 3) Mit richtig Schwung dann ankurbeln, Kurbel rausziehen. Dennoch eine kleine Sachfrage, besser gesagt, folgende Annahme: Ich drehe den Motor langsam bis zum Druckpunkt. An diesem Punkt würde im normalen Lauf ein Zylinder zünden (kann nicht, weil langsam gedreht). Wenn ich nun den Motor eine Umdrehung zurückdrehen lasse und dann wieder Schwung hole, würde ja derselbe Zylinder an gleicher Stelle zünden, oder nicht? Folglich würde der Motor dann ja auch zurückschlagen, weil ja zudem der Schwung fehlt. Oder habe ich einen Denkfehler drin? Ich hoffe, ich habe meine Überlegung verständlich geäußert.

    Viele Grüße
    Christian

  • Ich hab mal mit einem gesprochen der meinte, er hätte mal seinen ED26 mit ED2 angekurbelt, das hat funktioniert, aber nochmal wird er das nicht machen ;)

    Du musst so ähnlich wie bei einem Lanz zwischen den Kompressionstakten pendeln. Also schon mit Schwung gegen Kompression, dann mit schwung zurückpendeln auch wieder gegen Kompression und dann sauber durchreißen. Ich hoffe du tust dir nicht weh dabei ;)

    Suche mal auf youtube nach Traktor-ankurbeln videos, hin und wieder sind da welche die es ohne Deko pendelnd zeigen, auch einer der zwei 1-Zylinder gleichzeitig ankurbelt. Da sieht man sowas am besten...

  • Wir haben mal abends beim Feierabendbier in der Werkstatt mal gewettet, nen Königstiger mit der Hand wegzutreiben, beim 3-Zylinder mit frisch gemachtem Motor fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wie meine Vorredner schon gesagt haben, Dekomp. kannst dir getrost sparen und mit Kraft drüber ziehen braucht viel Erfahrung und nen Funken Glück.

    Mfg Tobi

    „Der Bauer träumt – wenn doch oh Herr, mein Fendt ein guter Eicher wär!“

  • Hallo squiddy, hallo Tobi,
    auf besagter Videoplattform habe ich bereits einige gute Filme gefunden. Ich werde mal noch nach Weiteren suchen und genau studieren. Die Variante mit Kurbel zu starten wollte ich nach Möglichkeit auch nur zur Not auffahren, sollte die Batterie ihren Dienst aufgeben. Lieber die Erfahrung und das Können haben und nicht brauchen, als es brauchen und nicht haben ;) Wenn ich diesen Spruch so frei umtexten darf.
    Gut, mit dem Glück ist das ja immer so eine Sache, aber eben weil ich die Erfahrung nicht oder nur kaum habe (nur aus Videos), wollte ich mich umfassend informieren, damit es zu keinem Schaden kommt. Habe bisher auch nur das Anwerfen von den großen Lanz-Traktoren live miterlebt. Werde mich also ganz langsam an die Sache herantasten und stets zum Sprung zur Seite bereit sein. Im "positivsten unglücklichen Fall" kann der Motor ja nur zur falschen Richtung anspringen (ohne Schäden an Leib und Leben) und gegen die normale Laufrichtung drehen. Bestünde dabei die Gefahr, dass am Motor etwas beschädigt wird? Er würde sofort wieder angehalten werden, aber kann in diesem kurzen Zeitraum etwas passieren?
    Bis es soweit ist, wird aber noch ein wenig Zeit vergehen, zuvor muss der Auspuff lackiert und montiert werden. Bericht folgt.

    Allerherzlichsten Dank und einen schönen Tag
    Christian

  • Guten Abend,
    heute mal wieder ein kleiner Bericht zwischendurch. Der Auspuff ist soweit lackiert und zunächst grob montiert. Leider habe ich es versäumt, Bilder zu machen. Werden aber möglichst bald nachgeliefert. Was jetzt noch ansteht sind kleinere Biege- und Schleifarbeiten, um den Auspuff auch vernünftig anbringen zu können. Momentan bläst er noch an der Verbindung Krümmer-Rohr ein wenig raus, weil mal eine neue Dichtung erforderlich wäre. Zum Ausprobieren hat es aber gereicht, der Klang hat sich deutlich verbessert und der Rauch sollte jetzt auch nicht mehr unter das Verdeck ziehen (Wie auch? Auspuff geht nach unten hinten weg :D ).

    Mal ein paar Gedanken zum Motor: die Tage habe ich die Kurbel mal trocken mit Kompression ausprobiert, also schön langsam gedreht ohne den Motor zu starten. Nun müsste man am oberen Totpunkt ja deutlichen Widerstand spüren. An einem Punkt war zwar bemerkbar, dass es schwerer ging, es ließ sich dennoch ohne Probleme über diesen Punkt drehen (wie gesagt, schön langsam, dass da nichts passieren konnte). Jetzt gäbe es zwei Möglichkeiten: 1) Der Motor ist fritte und hat keine/kaum Kompression oder 2) Ich bin einfach nur sehr stark :wink: Da ich eher normale Statur und Muskulatur habe, gingen meine Gedanken eher in Richtung "Motor überholen".
    Ich habe mich hier im Forum mal in Beiträge zum Thema "Wenig Kompression" eingelesen und komme zu einem gemischten Schluss. Folgende Erkenntnisse habe ich nun gewonnen: die Kolbenringe bei meinem Eicher sind wohl noch in Ordnung. Zum einen liegt der Öldruck im kalten Zustand des Motors bei gut 3kg/ccm (das müsste ja in etwa 3 bar entsprechen). Im warmen Zustand habe ich bisher noch nicht drauf geachtet :pfeif: Das Startverhalten ist ebenfalls in Ordnung. Bei ca. 5°C, wenig Vorpumpen (3x) und ca. 3/4tel Gas springt der Motor nach dem erstem Schlag an (besser gesagt: nach der ersten Umdrehung habe ich den Anlasserknopf losgelassen und der Motor drehte munter hoch). Keine auffällige Qualm-Entwicklung. Der Motor nimmt das Gas sehr gut an und er hat gute Kraft. Vor einigen Wochen war ich bei meinem Kumpel zum Kartoffeln roden und da hat der Eicher sehr gute Dienste geleistet. Auch bergauf macht der Motor nicht schlapp, Drehzahl knickt nicht ein, Beschleunigung gut. Daraus ließe sich jetzt für mich als Laie mit angelesenem Wissen schließen, dass die Kolbenringe wohl gut sind. Auch eingelaufene Kolben oder Zylinder mit Riefen würden sich ja durch schlechten Öldruck und schlechtem Startverhalten erklären lassen. (Oder?)
    Ein anderer Grund könnten undichte Ventile sein. Das wäre für mich zunächst die erste Stelle, wo ich nachsehen würde. Da ich Schrauber-technisch noch nicht so versiert bin, würde ich von Euch gerne wissen, ob man die Dichtheit der Ventile recht einfach ohne große Schrauberei testen kann.
    Eine mögliche Ursache für wenig Kompression im kalten Zustand habe ich noch in Erfahrung gebracht. Inwiefern an der Sache jedoch etwas dran ist, würde ich gerne wissen. Es wurde erklärt, dass die Kolben minimalst oval hergestellt werden und erst durch die Wärmeausdehnung des Metalls bei laufendem Motor komplett rund werden, sodass die perfekt im Zylinder sitzen und abdichten.
    Was sagt ihr dazu?

    Da ich dem Schlepper mal einen großen Ölwechsel gönnen will, bin ich auf der Suche nach passendem Motoröl. Einige schwören auf 15W-40, andere wiederum auf das altbewährte Einbereichsöl SAE 30. Nun will ich natürlich verhindern, dass die neuen Öle die Dichtungen durchhauen. In einigen gut sortierten Baumärkten mit KFZ-Abteilung haben die meist auch Viertakt-Motoröl SAE 30 stehen, jedoch mit dem Hinweis, dass dieses besonders gut für Rasenmäher- und Kleinmotoren geeignet sei. Kann ich das Öl guten Gewissens in meinen Traktor kippen oder sollte ich doch eher zum Mehrbereichsöl mit niedriger GL-Spezifikation greifen? Klar, beim EDK kann man nicht mehr von einem Kleinmotor sprechen, aber gibt es beim Öl für kleine und große Motoren so gravierende Unterschiede?

    Fragen über Fragen... :wink:

    (Da fällt mir ein: Ist es in Ordnung, wenn ich hier im Restaurationsberichts-Bereich so viele technische Fragen stelle oder sollte ich diese lieber in der dafür vorgesehenen Rubrik einstellen? Ich möchte allerdings vermeiden, X Beiträge zu erstellen, um die verschiedenen Fragen zu posten? Lieber diesbezüglich einmal blöd nachgefragt, als dann das Nachsehen zu haben).

    Viele Grüße
    Christian

  • In den Motor gehört nur dann 30er Öl, wenn du in den Tropen fährst. Also, Finger weg. Öffne mal die Seitendeckel, wasch alles sauber und dann 15W40 rein. Fertig. Das Öl Dichtungen beschädigt hatte ich für ein Gerücht.
    Übrigens: Laut Eicher-Mitteilung aus den 70ern soll rückwirkend in allen Eichermotoren 10W30 gefahren werden. 15W40 ist da sogar etwas besser.

    Thema Kompression: Messe die doch einfach mal. Wobei, wenn der Motor so anspringt wie du es sagst, kann da eigentlich nichts dran sein.

    Viele Grüße

    Eicher EKL15/II
    Eicher 3085 mit FH Synchron
    Eicher 3???

    Machen wir uns nichts vor: Saugmotoren haben leider keine Turbolader...

  • Also der Öldruck hat erstmal nichts direkt mit Kolbenringen oder riefigen Zylindern zu tun, für niedrigen Öldruck sind Haupt- und Pleuellager verantwortlich.
    Allerdings ist es halt oft so, dass bei schlechtem Öldruck auch die Laufgarnituren hinüber sind, aber das nur nebenbei.

    Undichte Ventile könnten sein, ebenso wie gebrochene Kolbenringe. Mit beidem würde er noch laufen, wie gut odet schlecht? Hmm... Eine Kompressionsprüfung oder besser Druckverlustprüfung könnte nicht schaden, zweiteres aber nicht so einfach für den Laien.

    Ovale Kolben mag es geben, ob das aber nicht eher im Rennsport der Fall ist?
    So viel Luft wie die auch im warmen Zustand haben werden kann man sicher nicht von perfektem Sitz reden, aber die Motoren brauchen das halt so.

    Öl ist halt wieder mal eine Glaubensfrage, ich weiß es beim EDK nicht aber im Winter denke ich ist 30er zu dick (was sagt die BA)? Ich vermuter eher 20er Öl (oder halt 15W-40).

    Ich kenne mindestens eine Alten der auf Einbereichsöl schwört und mindestens einen der 15W-40 bedenkenlos reinkippt.

    Gruß,
    Andi

    EDIT: Da war Johannes schneller ;)

    http://www.traktorhof.com/forum/viewtopic.php?f=28&t=19670
    Es gibt unzählige Ölbeiträge, genauso schwer ist es sie zu finden (oben ein Beispiel).
    Und wie Johannes schon erwähnt hat die Hinweise zum Ölschlamm/Ölkohle nicht überlesen und hinter den Seitedeckel in den Sumpf und unter die Ventildeckel schauen ;)

  • Also, kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, Kompression messen, falls die Möglichkeit besteht Druckverlustprüfung durchführen (lassen). Wenn die Werte im grünen Bereich sind... finger weg vom Motor -> Don`t touch a running system. Allenfalls vor dem ganzen geteste Ventilspiel prüfen und ggf. einstellen.

    Zum Thema Öl, ich fahre in meinen Fahrzeugen SAE 20, aber nur in denen mit Spaltfilter. In den Eichern mit Wechselfilter fahre ich 15W40, hatte bisher keinerlei Probleme damit.

    Mfg Tobi

    „Der Bauer träumt – wenn doch oh Herr, mein Fendt ein guter Eicher wär!“

  • Hallo zusammen,
    ich danke herzlich für die raschen und hilfreichen Antworten :D Sobald ich Zeit finde, werde ich mich dem Öl mal widmen. Laut Betriebsanleitung käme SAE 30 im Sommer, SAE 20 im Winter und SAE 40 in den Tropen rein. Da 15W-40 ebenfalls möglich ist, werde mir wohl einen Kanister davon holen. Ein gutes Markenöl aus dem Baumarkt meines Vertrauens wird dafür wohl in Ordnung sein. Nochmal zum Öl und Dichtungen: laut meines Wissens enthalten die heutigen Öle (auf jeden Fall GL 5) irgendwelche Zusatzstoffe, welche die Dichtungen und Simmeringe zersetzen. So ist es zumindest beim Getriebeöl, ob das auch eins zu eins auf Motoröle übertragbar ist, kann ich nicht sagen. Kurze Verständnisfrage: Die Seitendeckel sind die Platten, die auf der in Fahrtrichtung linken Seite sind? An einem ist der Ölfilter, der andere ist normal. Der angegeben Link hilft mir beim vorherigen Reinigen, auch gut zu wissen, wie man´s macht :wink:
    Dann werde ich mich zumindest mal bei der Landmaschinenwerkstatt um die Ecke informieren, ob die auch Ventil- und Kompressionsdruck-Prüfungen durchführen können (und wie´s preislich dabei aussieht).

    Nochmals besten Dank und viele Grüße
    Christian

  • Ähm, GL5 is nur bei Getriebeölen angegeben, und das geht nicht auf Dichtungen sondern (angeblich oder wahrscheinlich) auf Buntmetalle, also Messing usw.
    Auch moderne Getiebe sind mit Wellendicjtringen abgedichtet.
    Ich glaube du wirst kein nornales 15W-40 finden welches böse zu Dichtungen ist. Nur solltest du kein Leichtlauf-sonstwas nehmen...

    Wenn der Schlepper nach dem Ölwechsel saut dann sollte er abgedichtet werden. ;)

    Das ganze Kurbelgehäuse reinigen ist nur nötig wenn es wirklich Ölschlamm gibt, nornale scbwarze Suppe die homogen ist sollte kein Problem sein.

  • Guten Abend,
    gut zu wissen, dass die GL-Spezifikation nur für Getriebeöle gilt. Ich habe mir jetzt zwei Kanister 15W-40 guter Qualität geholt. Sobald der Auspuff montiert ist, kann der Motor zum warm werden laufen, um dann das Motoröl abzulassen. Ich werde zumindest einen Seitendeckel öffnen, um mal einen Kontrollblick ins Gehäuse zu machen. Hoffentlich tun sich keine großen Überraschungen auf :wink: Mit meiner Frage "Mehrbereichsöl oder einfaches Öl?" wollte ich ja grade verhindern, dass ich den Motor abdichten muss :D Ich hab das ganze Prozedere bereits an meinem Holder abgearbeitet (Ölwannendichtung, hinteres und vorderes Getriebe, Portalachse), das ging noch, weil es ein kleiner Schlepper ist. Bei dem Eicher hab ich da nicht soooo die Motivation zu, weil mir einfach die passende Ausstattung fehlt.
    Heute ist wieder ein kleiner Fortschritt zu berichten: die Sitzschale ist gespachtelt worden. Zumindest grob, das Zeug muss erst mal vernünftig aushärten. Die Feinarbeit wird in den folgenden Tagen in Angriff genommen. Besagte Schale war besonders am Boden mit Rostkratern übersäht.

    Die geschweißten Stellen waren bereits gebrochen. Hier und da sind noch kleine Rostlöcher zu sehen gewesen. Zwar gibt es exakt diese Sitzschale bei bekannten Oldtimerteile-Händlern zu kaufen, jedoch kostet sie immer um die 80€. Da ich es bisher noch nicht geschafft habe, einen Geldbaum zu züchten ( :wink: ), versuche ich mich zunächst im günstigeren Spachteln. Beim Baumarkt um die Ecke habe ich einen guten Glasfaser-Spachtel gefunden, der (laut Etikett) grobe Unebenheiten und kleinere Rostlöcher ausfüllen kann. Also streng noch Anleitung die betreffende Fläche von Rost und Lack befreit und gesäubert.

    Danach den Spachtel mit dem beigelegten Härter vermischt und aufgetragen. Die wirklich erfahrenen Spachteler/Lackierer mögen jetzt sicher die Hände über dem Kopf zusammenschlagend im Dreieck springen und denken: Was hat der Junge da nur fabriziert???? Ich möchte da ein Loriot-Zitat einbringen: "Bitte sagen Sie jetzt nichts!" :mrgreen:

    Über Meinungen und Tipps würde ich mich natürlich sehr freuen. Der Spachtel wird die Tage geschliffen und je nach Ergebnis wird noch eine zweite Schicht (Fein-)Spachtel aufgetragen. Danach wird der gesamte Sitz geschliffen, grundiert und in Feuerrot (RAL 3000) lackiert.

    Soweit von meiner Seite. Einen schönen Abend wünsche ich noch mit vielen Grüßen
    Christian

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