Weiter in meiner Vergangenheitbewältigung...
Aufgabe Nr.1 - Lenkung und Sitz restaurierenIch begann sowohl die Lenkung als auch die Restfragmente des Sitzes abzubauen und heimzuholen.
Ein Tal der Tränen war das Lenkgetriebe mit der Lenksäule und dem Lenkrad.

Dass das Lenkrad nicht original ist, erkennt ein Blinder mit Krückstock.

Dass die Lenksäule verbogen und eingerissen ist, erst bei genauerer Betrachtung.
Letztendlich offenbarte sich damit auch der Grund für die Lenkunfähigkeit.
1) Die Kugellagerbuchse am oberen Ende der Lenksäule war nicht mehr vorhanden.
2) weil jemand das evtl. reparieren wollte, wurde das obere Ende des Lenksäulenrohrs auf eine Tiefe von ca. 1,5 cm aufgerissen
3) Das Gewinde zum Festschrauben des Lenkrades war abgenudelt. Die Kronenmutter drehte sich frei.
4) Das falsche Lenkrad mit falschem Konus hat nur teilweise auf die Lenksäule gepasst und hat damit die Passfeder beleidigt.
5) durch das aus Pkt 1 -4 resultierende viele Spiel am oberen Ende der Lenksäule wurde bei jedem Lenkversuch ein hohes Drehmoment auf das unten liegende Lenkungsgetriebe aufgebracht.
6) Damit wurde das Lenksäulenrohr selbst leicht verbogen (wäre nicht so tragisch)
7) Das obere Kugellager im Lenkungsgetriebe wurde ziemlich abgenutzt (Kugeln und Lagerschale).
Das für mich verwunderliche war, dass ich die Vorderräder nach Abschmieren via Schmiernippel über die Schubstange per Hand relativ leicht bewegen konnte.
Nach dem ersten Entrosten sah die Lenkung so aus...

Dass ich dann noch viel Zeit, Hitze und leichte Schläge mit einem Fäustel benötigte, um den Lenkhebel von der Verzahnung zu lösen, ist eh selbstredend.
Mit dem Entfernen der Vorspannfeder konnte ich auch die doch vorhandenen letzten Teile der Kugellagerbuchse entfernen.

Die Suche nach einer neuen Kugellagerbuchse bzw. Alternativen dazu (danke an dieser Stelle an die Infos aus dem Traktorhof!) führten mich zu einer Nachbaufirma, die ein (fast) passendes Teil für einen Fendt angeboten hat. Mit der Info über die leicht veränderten Abmessungen (guter Kundensupport!) war für mich klar, dass das Lenksäulenrohr neu gemacht werden muss. Kurz die Stangenware beim Metallhandel des Vertrauens besorgt, die adaptierte Länge errechnet, mit Feile und Schmirgelpapier behandelt, Überlaufloch gebort und fertig war das Ding.

Das Bild zeigt das neue Lenksäulenrohr vor der Ablängung.
Nach Grundierung sah das so aus...

Auf die Lenksäule musste ich ein kleineres Feingewinde raufschneiden lassen, da ich dazu (noch) kein Werkzeug hatte. Die Reste der Passfeder waren schnell draussen und Ersatz war auch kein Problem.
Der Finger im Lenkungsgetriebe hat sich nach dem Öffnen überraschend gut dargestellt. Nicht so gut, wie gesagt, die obere Lagerschale.

Die Rumpelbahn wurde mit einem Kugelfräser halbwegs geglättet, generell wurden neuen Kugeln beschafft. Der Wellendichtring war auch leicht zu bekommen.
Nachdem alle möglichen Teile erneuert waren, kam der Zusammenbau und die Abdichtung des Lenkungsgetriebes (selbst angefertigte Papierdichtung und Dichtmasse). Nach Abwarten der Austrocknungszeit füllte ich das Getriebe mit Getriebeöl und freute mich über eine leichtgängige Lenkung.
Am nächsten Tag war die Freude vorbei, als ich sah, dass das gesamte Getriebeöl über einen Haarriss im Getriebedeckel ausgeronnen war. Der Riss lag genau in der Innenrundung des Deckels und war vorher nicht zu sehen. Was zu erwähnen wäre... der Deckel wurde in der Vergangenheit bereits geschweißt. Die Schweißnähte ziehen sich sichtbar quer drüber.
Daher kurzerhand Abbau des Deckels, Säuberung desselben, Ausfräden des Rissansatzes und Anwendung von flüssigem Metall (Kleber) zur großflächigen inneren und äußeren Abdichtung. Da musste Optik leider ein wenig zurückstecken. Das ist jetzt bereits mehrere Wochen her, das nachgefüllte Getriebeöl hat sich bisweilen aussen nicht mehr gezeigt.
Das Sitzgestell hatte keine Verbindungsbügel mehr. Da halfen mir diverse Fotos aus den Netz und die Betriebsanleitung, um zu eruieren, wie diese ausgesehen hatten. Nach dem Entrosten ging es zum Schmied in der Nachbarortschaft, um die fehlenden Bügel anfertigen lassen zu können.
Die Schmiernippel sind noch nicht erneuert worden, jedoch hat es für eine kurze Abschlepp-Aktion gereicht.

Planmäßig nach einem Monat war ich soweit, dass ich Lenkung und Sitzgestell auf den Traktor aufbaue, damit er unter Begleitung meiner Vereinsbrüder heimgeschleppt werden konnte.
Meilenstein 1 erreicht 
Bis bald und beste Grüße,
Sam