Kraftheber Güldner AK9 bleibt unter Last nicht oben

  • Hallo,

    ich habe gestern zum zweiten mal meinen Spalter (Gesamtgewicht 320Kg) an den Kraftheber meines Güldner AK9 (frisch restauriert) gehängt.
    Der Spalter /Kraftheber jedoch bleibt nicht dauerhaft oben. Der Vorbesitzer hatte den gleichen Spalter am Traktor. Somit weiß ich, dass jemals schon funktioniert hat.


    Der derzeitige Zustand:
    - Das Bosch Steuerventil (für Hoch/Runter/Mittelstellung) hatte ich bei einem Fachmann zu Revision und Prüfung. --> Hier sollte kein Problem

    - In der Stellung "Hoch" geht der Kraftheber nach oben. Wenn ich auf dieser Stellung bleibe, bleibt auch der Spalter oben. Wenn ich nun aber eine Kurze Zeit mir dem Traktor fahre, erwärmt sich das Öl so stark, dass die Kraft nicht mehr ausreicht um den Spalter oben zu halten. Das kann ja kaum Sinn der Sache sein, dass ich die ganze zeit nach oben Pumpen muss um den Spalter oben zu haben.

    - Es gibt einen Hebel hinten am Öltank der wohl die Transportsperre aktiviert (siehe Bilder). Dieser Hebel hat bei mir "gefühlt" keine Funktion.
    Er hat zwei Schaltstellungen Oben/Unten, bei dene beiden keine Funktion erkannt werden kann. Hier scheint es wohl noch ein Problem zu geben

    - Der Zylinder der Hydraulik hatte sichtbare riefen an der inneren Unterseite am Ende Richtung Zylinder ausgefahren (Kraftheber hoch). Diese Riefen könnten auch das Problem sein.


    Meine Vermutung:
    Es ist eine Kombination aus zwei Problemen --> Zylinder hat Riefen und Transportstellung defekt.

    Was könnte man tun:
    Zylinder hat riefen --> Ausbauen und Hohnen. Hier muss ich mich aber erstmal schlau machen, ob es dann nicht ein Problem mit der Dichtigkeit zum Kolben hinn gibt.

    Transportstellung defekt --> dazu habe ich mir eben mal die Explosionszeichnung angeschaut. bin aber nicht schlauer drauß geworden. Funktioniert das rein mechanisch oder hydraulisch ?


    Hatte jemand schon mal einen solchen Fall ? oder kann mir andersweitig weiterhelfen ?

    Gruß
    und Vorab schon vielen Dank :wink:

  • Hallo Christian,

    dein Steuergerät könnte ein Bosch HY/SEC sein - sieht zumindest so aus. Normalerweise sollte dein Steuergerät in der Lage sein, die Last im angehobenen Zustand zu halten. Verstehe ich dich richtig, du lässt den Hebel permanent auf "heben" und wunderst dich, dass das Öl heiß wird... Nun ja, ich würde auch heiß, wenn man mich unentwegt inkompressibel in eine Sackgasse drückt.... Du übrigens auch ;)
    Also, wenn du länger was von deiner Hydraulikpumpe haben willst, dann würde ich dem Problem auf den Grund gehen.

    Zu deinem Problem:
    Wenn sich das Steuergerät definitiv als Fehlerquelle ausschließen lässt, dann kommt nur noch der Zylinder / Kolben in Betracht. Wenn du da Riefen im Zylinder hast, dann ist das eigentlich ziemlich klar. Ausbauen, Kolben ziehen und nachschauen. Deine Transportsicherung interpretiere ich mal wie eine Sperrklinke. Die ist aber meiner Auffassung nach nicht dazu gedacht, dass man diese, sobald man die Hydraulik nicht betätigt, einlegt... Eigentlich sollte diese Sicherung auch nur in oberster Endlage der Hydraulik wirken können - was deine "Funktionslosigkeit" erklären könnte.

    Ob du den Zylinder hohnen musst? Ich weiß es nicht... Wie tief ist die Riefe und was hat sie verursacht? Vielleicht lässt sich auch Material auftragen? Da würde ich mal mit nem Fachmann sprechen - oder du schaust dich nach einem Austauschteil um.

    Das Steuergerät kannst du mit Druckluft auf Funktion testen.

    Ach so, ja, deine Transportsicherung ist rein mechanisch... ;)

    Gruß, Stefan

    "Kind vom Bauernhof braucht nen Trecker"

    Bungartz & Peschke T8VW

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  • Servus
    Die Transportsperre wirkt mechanisch. Habe zwar einen Älteren Hydraulikblock aber die Funktion müsst gleich sein. Ich muss die Hydraulik ganz nach oben lassen dann lässt sich die Sperre einlegen, dann geht aber die Hydraulik noch ein kleines Stück nach unten damit diese Fest ist. Um die Sperre dann wieder herraus zu machen, muss die Hydraulik wieder bis zum anschlag nach oben gehoben werden.
    Bei deiner Ersatzteilisten Zeichung müsst die Sperre auf das Teil Nr. 9 Drücken.

    mfg
    Stefan

    Güldner AZK, Gülder ABN, Lanz 3506

  • Hallo,

    danke für die Hilfe.
    Hab die Sache heute untersucht.

    Ja es ist ein HY/SEC Ventil.

    Der Tipp mit "Heber ganz hoch und dann Hebel ausprobieren" war schon die richtige Richtung.
    Habe den Heber per Hand ganz hochgehoben (gestern zuvor Öl abgelassen) und die Transportsperre ,mit dem Hebel nach unten, eingelegt.
    Dann habe ich 90kg "Last" auf den Heber gegeben und siehe da.... der Hebel ist wieder ausgerastet (Heber ist sammt mir runtergefallen). Irgendwas stimmte hier also nicht :?::?


    Darauf hin habe ich die Transportsperre ausgebaut und dann war mir einiges klar :o:o:o .
    Das Problem hab ich also schon gefunden.

    Ich dreh mir jetzt zuerst mal eine neue Sperre und teste diese.


    Zum Thema "Zylinder hat Riefen":

    Ich habe eine Firma gefunden, welche bei mir in der Nähe auf Reparaturen von Hydraulikzylindern spezialisiert ist.
    Dort werde ich morgen vorbeifahren und schauen was zu machen ist. Ich denke mit Hohne wird es nicht getan sein. Die Riefen sind zu tief.
    Ich mach morgen ein Bild, dann seht ihr was ich meine.

    Der Nutring verzeiht laut Datenblatt bis zu 0,4mm Spaltmaß zur Wandung bei 120Atü. Das wären im Ø 0,8. Das ist schon ganz schön viel was man theoretisch abnehmen könnte. Muss nur zu erstmal messen wie viel Spaltmaß schon vorhanden ist.

    Wie gesagt... wenn es euch interessiert, halte ich euch gerne auf dem laufenden :wink:

  • Ja gute Idee.
    Macht irgendwie auch Sinn. Wenn die Sperre "hart" wäre, würde sich ja unter Umständen eher das Gegenstück abnutzen.
    Das habe ich aber mit nem Endoskop untersucht. Das sieht man kein Abnutzung.

  • Moin,

    Ich ziehe bei sowas einfach mal mit ner Feile drüber, um einen Anhaltspunkt bezüglich der Härte zu bekommen. ST37 (S235) wäre mir zu weich bzw. nicht zäh genug. Vermutlich würde ich auf einen Werkzeugstahl gehen - vielleicht 1.2379 - der dann aber nicht gehärtet wird.

    Bei eingelegter Sperre und angehängter Last bekommst du eine schwellende Belastung auf die Sperre, wo ich bei ST37 große Nachteile sehe... Das drückt sich vermutlich relativ schnell weg. Andererseits ist es auch richtig, dass eher die Sperre draufgehen sollte als das Gegenstück ;)

    Wie gesagt, ein Feilentest gibt einen groben Anhaltspunkt. Wenn dir da die Erfahrung fehlt, dann nimm dir ein Vergleichsstück ST37, an dem du mal mit der Feile ein paar Späne abnimmst. Ich finde diese Methode sehr einfach mit hoher Aussagekraft.

    Noch was... Die Riefe in deinem Zylinder ist ja durch irgendwas verursacht worden. Dem Bild der ausgebauten Sperre nach zu urteilen liegt ja eine Vermutung nahe. Schau dir bitte die komplette Hydraulikanlage an, ob da noch irgendwo Fremdkörper drin sind!!!! Es kann gut möglich sein, dass die abgebrochenen Teile den Weg durch die Hydraulikanlage genommen haben und dann im Zylinder die Riefe gezogen haben. Einfach mal alle Leitungen durchblasen und nachschauen. Es wäre zu Schade, wenn du jetzt alles instand setzt und dann ist da noch irgendwo ein Fremdkörper drin, der es wieder zunichte macht. Hoffentlich hat die Pumpe nichts abbekommen - Aber du hast ja ein Endoskop, mit dem du da mal reinlinsen kannst ;)

    Gruß, Stefan

    "Kind vom Bauernhof braucht nen Trecker"

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  • So hab das Teil mal schnell in Solid Works gezeichnet.
    Als Material nehme ich 42CRMO4 --> Aber unvergütet / nicht gehärtet.

    Die Bohrung für den Hebel hab ich extra noch nicht dran gemacht. Ob das mit dem Winkel vom Hebel so stimmt will ich erstmal ohne Hebel testen.
    Vieleicht ist dieser Bolzen ja schon mal erneuert worden und der Hebel nicht im richtigen Winkel angebracht worden.

    Kann man immernoch im nachhinnein Bohren.

    Hab auch gleich en neuen Satz O-Ringe bestellt.

  • Gestern Abend habe ich die Hydraulik ausgebaut.
    Irgendwie hatte ich dir "Riefen" schlimmer und tiefer in Erinnerung.
    So wie das sich un darstellt, kann man den Zylinder einfach Hohnen und nen neuen Dichtring einsetzen.

    Verschmutzung oder Dreck habe ich keinen festellen können. Ich gehe davon aus, dass der Vorbesitzer nicht grade zimperlich mit dem ganze Traktor umgegangen ist. daher wohl die Gebrauchsspuren.

    Was mich etwas stutzig mach, ist das HOhe Spaltmaß zwischen Dichtring am Kolben und der Zylinderwand.
    Mir ist zwar klar, dass der Dichtring erst unter Druck an der Kolbenwand anliegt. Aber ist das Spaltmaß wirklich so groß ?
    Der Dichtring hat nen Ø56 und der Kolben Ø60. Das wären 2mm Spaltmaß. Meiner Meinung nach ist das zu viel.

    Was meint Ihr ?

    Die "Riefen" befinden sich am Ende des Zylinders an der unteren und rechten Wandung.

  • Also wenn du zwischen der Manschette/Nutring ("Dichtring") und Buchse 2 mm radial hast behaupte ich mal da stimmt was nicht.
    Ich kenne das nur so, dass der ausgebaute Kolben mit passendem Nutring eigentlich nur sehr streng in die Buchse geht, weil der Nutring schon stramm anliegt. Mag sein dass durch die "Nut" im Nutring die Dichtwirkung umso größer wird je mehr der Druck steigt, aber so macht das absolut keinen Sinn.

    Wenn es ein normaler Nutring ist kannst du mal im Hydraulikhandel (Vor Ort/Shop, z.b. Hytec-hydraulik.de) nach passenden Maßen (die Dinger heißen wirklich "Nutring") schauen.
    Die sind definiert mit Innendurchmesser (Kolbendurchmesser wo der Nutring sitzt), Außendruchmesser (Innendruchmesser der Buchse) und Höhe. Wobei die Höhe eher nicht sooo wichtig ist, ich habe für meinen ZF A216 Kraftheber auch schon einen Nutring bei Eicher bestellt da im Fachhandel nur niedriger verfügbar (ich glaube 10mm statt 13mm Höhe), von Eicher kam dann aber auch nur ein "Normteil" mit 10mm Höhe, gepasst hat es trotzdem, da der Originale nur an seinem Außendurchmesser 13mm hoch war, innen am Sitz zum Kolben hin aber auch nur 10mm hatte.

    Die Montage auf den Kolben ging sehr streng, hier nicht verunsichern lassen. Ein Bad in warmem Öl macht den Nutring ein bisschen "handlicher".

    So viel dazu von meiner Seite.

    Zur Stahlwahl:
    St37 ist halt 08/15 oder noch weniger. St52 wäre ein bisschen besser, daraus werden durchaus auch mal Bolzen hergestellt, wenn der Verschleiß zweitrangig ist.
    Ich habe aber noch kein Datenblatt von unvergütetem 42CrMo4 gefunden, ich vermute, dass da kein Unterschied zum St52 ist.
    42CrMo4 ist vergütet schon ein zäher Kollege, der einiges ab kann. Aber man sollte es nicht mit vergütetem UND ZUSÄTZLICH induktiv gehärtetem 42CrMo4 verwechseln, das ist eine andere Hausnummer und nicht ohne zu bearbeiten. Kann ich nicht empfehlen.

    Also entweder St52 oder 42CrMo4 vergütet (nicht gehärtet, das ist ein Unterschied, den viele nicht kennen).

    Gruß,
    Andi

  • Hey Andi,
    danke für die Rückmeldung und Tips zur Montage.
    Also es gibt Nutringe genau in der Größe die ich benötige --> 44x60x8
    Wer auch immer den derzeitigen Nutring (44x56x8) eingebaut hat, war wohl ein "Vollprofi" :roll:

    Der Kraftheber hat die ganze Zeit nur durch die Spielpassung von Kolben 59,90 und Zylinder 60 funktioniert.
    Ein Wunder das es überhaupt geklappt hat den 320kg Spalter zu heben :wink:

    Ich bestell gleich nen passende Nutring und lasse morgen den Kolben Hohnen. Dann sollte alles wieder OK sein.
    Zum Glück hab ich alles nochmal demontiert und mir die Sachen angeschaut.

  • Hallo Christian,

    das hört sich doch gut an!
    Denk bitte dran, die Ursache für die Riefen zu suchen / finden!!

    Ist halt wie mit nem Kolbenfresser - ein neuer Kolben und Zylinder beseitigt augenscheinlich das Problem, die Ursache ist damit jedoch noch nicht beseitigt, so dass das Problem immer wieder auftreten kann.

    Gruß, Stefan

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  • Alles klar ;)

    Auf den Bildern konnte ich die Riefen wegen des Ölfilms nicht so genau erkennen. Ich hätte halt auch die Vermutung, dass die abgebrochenen Teile von deinem Sperrhebel irgendwie durch das System gewandert sind.

    Gruß, Stefan

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  • Hallo,

    abschließend habe ich die Anlage wieder in Betrieb setzen können.(Zumindest für 1 Woche)
    Habe einen passenden Ø60 Nutring eingesetzt und den Zylinder Hohnen lassen.
    Das hat den gewünschten "Effekt" gebracht. Anlage ist Dicht und bringt ausreichend Druck.
    Hab darauf hinn alles montiert und bin mit vollen Tatendrang in den Wald zum Holz Spalten.

    Leider hab ich nun ein noch viel größeres "Malheur".
    Ich könnt mir in den A... beißen :heulen::weinen::x

    Ich habe beim Montieren des Ventilblocks auf den Zylinder zu kurze Schrauben verwendet. Somit waren ca. nur drei Gewindegänge eingedreht
    Auf dem Heimweg sind mir, bei voll Fahrt und ausgehobenen Spalter, die Gewinde und ein gutes Stück vom Zylinder ausgeplatzt.
    Der Spalter hat mich dann , mit einem lauten Aufschlag, zum sofortigen Halt gezwungen.

    Jetzt brauche ich einen neuen Zylinder...... und gehe nicht davon aus, dass man dieses Teil noch irgendwo bekommt.
    Das Teil hat die Bosch-Bezeichnung HY/BO 1/28

    Habe bei schon bei folgenden Instanzen angefragt:

    - Feddereck
    - Michel
    -HLO
    - Seiler Landtechnik
    - Friese

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